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Die Orgel in der Kirche

zur Heiligen Dreieinigkeit

in Schmiedeberg / Osterzgebirge

 

Bei der Orgel handelt es sich nach dem untenstehenden Dokument um einen Neubau der Firma Orgelbau Rühle aus dem Jahre 1968 in Anlehnung an ein Instrument aus dem Jahre 1715, mit Ausnahme des Prospektes (die Schauseite, das was man sieht; zu Fachbegriffen siehe auch im Lexikon); zumindest das Gehäuse aus dem Jahre 1715 scheint also erhalten.  Auf einen Neubau weist auch das moderne Pedal hin, welches es so 1715 nicht gegeben hätte. Dies ist auch gut so, denn es entspricht unserer heutigen Musizierpraxis, statt übertriebenem Historismus zu frönen. Dies gilt auch für den Tonumfang sowohl im Pedal als auch im Manual, der 1715 vermutlich geringer war, von den neuen Erbauern aber erfreulicherweise der heutigen Zeit angepasst wurde.

Inwieweit Teile des Pfeifenwerkes aus alter Zeit stammen, geht aus diesem Dokument nicht hervor, es ist nur von einem "Restbestand" die Rede. Möglicherweise wurden bei dem in dem Dokument genannten Umbau 1913, über den der Chronist "aus Mitleid schweigt", die Disposition radikal verändert und Originalregister zerstört.

Zumindest die Posaune 16' ist augenscheinlich neu; sie ist auch in dem Dokument nicht zitiert.

Maximilian Schilke ergänzt diesen Artikel im Gästebuch (Eintrag vom 16.11.2016) so, vielen Dank:

"Die Octava 2' befindet sich natürlich auf der linken Seite, nicht der rechten. Die Disposition auf dem zitierten Dokument des Orgelbauers ist fehlerhaft; in allen anderen Quellen besitzt die Orgel im Manual zusätzlich eine Zimbel 1/2' und im Pedal ein Baßet-Hörnigen 2'. Jenes Bassethorn dürfte wohl ein Gemshorn gewesen sein, es war als Platzhalter für die Posaune gedacht, gleiches gilt für die Zimbel, an ihre Stelle sollte später eine Quintadena treten können. Beim Orgelneubau 1910 der Firma Jahn (natürlich nicht Jehmlich!, Verzeihung) wurden keine Register übernommen, das geht eindeutig aus mehreren Quellen hervor. Die Original-Orgel wurde komplett zerstört (bis auf das Gehäuse). Beim Orgelneubau 1968 wurden folgende Register teilweise wiederverwendet: Subbaß 16' und Octavbaß 8', sowie zwei Zinkpfeifen des Principal 8'. Alle weiteren Register sind neu, die von Ihnen erwähnte Posaune wurde von der Firma Giesecke-Hannover gebaut. Das eine Manual mit Schleifenteilung wurde auf Anraten von Hans-Heinrich Albrecht, dem damaligen Orgelsachverständigen der sächsischen Landeskirche, so erbaut. Er argumentierte vor allen Dingen, dass es sich um eine KLANGLICHE Rekonstruktion handelte, bei dir die Original-Disposition (mit allen “Wunschregistern“, deshalb Wunschdisposition) zu Grunde gelegt wurde, die ebenfalls kein zweites Manual aufwies. Die Technik der Orgel, gemeinsam mit Tastenumfang, Schleifenteilung etc. sollte nach modernen Gesichtspunkten erbaut werden."

Auf dem folgenden Bild siehst Du im Hintergrund die Posaune 16' mit den großen hölzernen Schallbechern, der Haken unten an den Pfeifen ist die sogenannte Stimmkrücke zum Stimmen der Pfeifen.

Posaune 16' im Hintergrund

Die heutige Disposition ist für ein einmanualiges Instrument in einem Raum dieser (nicht sehr großen) Größe sehr reichhaltig, laut diesem Dokument die ursprüngliche Wunsch-Disposition.

Die Register sind mit den historischen Namen bezeichnet und lauten im Manual: Links am Spieltisch Principal 8', Octava 4', Quinta 3', Mixtur 3fach, Cymbel 2fach, rechts am Spieltisch Gedecktes 8', Quintadena 8', Flautes douces 4', Octava 2', Gems-Hörnigen 1 1/3', Cornet (ab h), dazu Cymbelstern, Vogelgeschrey (es ist ein Kuckuck), Tremulant. Im Pedal finden sich links am Spieltisch Octavbass 8' und Posaune 16', rechts Bass-Hörnigen 4' und Subbass 16'. Spiel- und Registertraktur sind mechanisch ausgeführt mit geteilten Schleifladen.

Aus dem Dokument könnte man schließen, dass von dieser Wunsch-Disposition seinerzeit nur ein Teil zustande kam - vielleicht aus finanziellen Gründen.

Warum angesichts der vergleichsweise reichen Registerausstattung und der guten Platzverhältnisse kein zweites Manual eingebaut wurde, sondern statt dessen die Manualregister eine Bass- / Diskant-Teilung erhielten, die ursprünglich wohl nicht vorhanden war, geht aus dem Dokument leider nicht hervor. Freilich stellt ein zusätzliches Manual gerade bei einer mechanischen Orgel einen erheblichen Mehraufwand dar.

Hier findest Du das in dem Text zitierte Dokument als pdf-Datei, abgetippt mit geringfügigen Korrekturen zwecks besserer Lesbarkeit; ein Faksimile gibt es darunter:

Orgel Schmiedeberg.pdf

Faksimile Rühle-Dokument.jpg

Wir danken Frau Rühle für die Hinweise bei der Erstellung dieser Seite. Hier geht es zum Orgelbau Rühle Moritzburg:

http://www.orgelbau-ruehle.de

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